Liuzhou in Guangxi – Reisebericht & Tipps

Während eines meiner Aufenthalte in der Volksrepublik China hatte ich die Gelegenheit einem Bekannten unserer Familie auf eine Geschäftsreise zu begleiten; erst am Tag der Abreise erfuhr ich, dass es nach Liuzhou (柳州) gehen sollte.

Liuzhou, Guangxi
Panoramablick auf Liuzhou in Guangxi – Die „Stadt der Steine“ ist eine Reise wert, vor allem wenn man schon vor Ort im schönen Guangxi ist.

Mit der chinesischen Geographie und dortigen Städte und Provinzen war ich zu dem Zeitpunkt noch herzlich wenig anvertraut. Daher war es doch eine Überraschung die Strecke, von Guangzhou aus startend, ohne größere Unterbrechungen zu fahren. Tatsächlich fuhren wir früh morgens um acht los und kamen erst zum Abendessen wieder zum Stehen.

Liuzhou ist eine unscheinbare Stadt in der autonomen Provinz Guangxi und mit einer Fläche von 18.677km² sehr groß. Dessen Nachbar Guilin am nördlichen Ende der Provinz ist weitaus bekannter und touristischer, nicht zuletzt wegen seiner einzigartig geformten Gebirge, die die chinesische Landschaftsmalerei prägt. Doch auch hier findet man eine anmutig mit Hügeln durchzogene Landschaft vor, wenn auch nicht mit Guilin vergleichbar. Obwohl die Architektur Liuzhous keinen Anschein erweckt, ist es eines der ältesten Städte Chinas.

Bei archäologischen Ausgrabungen wurde hier der Schädel eines Homo Sapiens entdeckt, der vor ca. siebzigtausend Jahren gelebt haben muss, eines der ältesten Funde des Menschen in Ostasien. Auch hat sich hier während 1954 Ho Chimin aufgehalten, wie sich Jahre später herausstellte, um Gespräche mit dem damaligen Präsidenten Zhou Enlai unter strengster Geheimhaltung zu führen. Aus seiner Residenz machte man später ein Museum, welches ihm gewidmet ist.

Als Touristen haben wir uns nahezu ausschließlich im Bezirk der Stadtmitte bewegt, wo auch der gleichnamige Fluss Liu durchfließt. Dort spielt sich abends das Leben vieler junger Chinesen ab, denn entlang der gepflegten Promenade gibt es viele Aktivitäten zu beobachten. Es war bereits Ende Oktober, doch die Temperaturen waren so angenehm, dass viele am Fluss entlang joggten, in Gruppen Taichi übten, oder einfach nur mit ihrem Partner flanierten. Wenige Mutige schwammen sogar, wo uns aber bereits abgeraten wurde in Hinblick auf die Hygiene und Qualität des Wassers. Mitunter fanden hier Vorführungen von Straßenkünstlern statt und nebenbei konnte man sich an den Imbissständen einen Maiskolben, Helium-Ballons und allerlei Spielzeuge für Kinder kaufen.

Für Liebhaber boten sie auch zubereitete Insekten an. Das abendliche Highlight jedoch stellte das Wasserfontänen-spiel begleitet von chinesischer Popmusik dar. Ähnlich wie bei Freilichttheatern saßen die Zuschauer hier auf ihren mitgebrachten Picknickdecken auf den Treppenstufen und schauten vergnügt dem Schauspiel zu.

Am darauf folgenden Tag hatten wir die Gelegenheit einen kleinen Hügel mitten im Zentrum der Stadt zu besteigen. Dort entstand auch das Bild der ikonischen Stadtansicht, wo man auch zur entgegen gerichteten Seite die hügelige Landschaft gut ins Auge fassen konnte. Zwischen Gesprächen bei chinesischem Hotpot, und Teezeremonien lernten wir eine weitere Seite von Liuzhou kennen: die feine, kunstreiche Verarbeitung von verschiedensten Steinen.

Hierbei ging es um kunstvoll gearbeitete Objekte, die man üblicherweise nur in prunkvollen, großen Eingangshallen von wohlhabenden Häusern, sowie in traditionellen Gärten findet. Nebst den großen Objekten, die in Form und Funktion an Taihu-Steine erinnerten, fand man auch viele kleinere, aus Jade gemeißelte Werke vor, meistens Glücksbringer und Souvenirs. Liuzhou muss einen bemerkenswerten Markt für diese Steinkunst haben, denn kamen wir an unzähligen, selbstständigen Läden mit solchen Steinen vorbei.

Weiterhin besuchten wir, diesmal abseits der Stadt, eine für den Tourismus aufbereitete Tropfsteingrotte, die in Guangxi sehr prominent sind. Für jemanden der aus dem Ausland kommt, wie mich, war hatte dieser Ort etwas ganz komisches: Wir schauten uns mehrere dieser Höhlen hintereinander an und jede war durch und durch mit bunter Beleuchtung und Wasserfontänen ausgestattet, was nicht den Anschein erweckte, dass man sich gerade in einer Höhle mit natürlichen Gesteinsformationen befand. Hinzu kam, dass man den Gesteinen bedeutungsvolle Namen vergeben hatte, wie unser Reiseführer erklärte, jedoch waren ihre englischen Übersetzungen derart wörtlich, dass man bei vielen Schildern schmunzelte.

Wenn auch nun kein touristischer Knotenpunkt, ist Liuzhou dennoch für Reisende empfehlenswert, die gerne die Provinz Guangxi kennenlernen wollen und dabei auch einen Ort interessiert, wo man das hiesige Alltagsleben der Chinesen in seiner ganzen Authentizität beobachten kann. Natürlich kommt man hier ohne gute Mandarin-Kenntnisse nicht weit.

Autor: LDS

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