Im „Länderbericht China“ der Bundeszentrale für politische Bildung stellen die Autoren Sven Grimm und Christine Hackenesch im Artikel „Chinas Kooperation mit Afrika und Lateinamerika“ fest, dass in den Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Afrika bzw. Lateinamerika eine bedeutende Wende stattgefunden hat. Waren zu Beginn vor allem politische Motive die treibende Kraft der chinesischen Bemühungen zur internationalen Kooperation, so seien seit 1989 und besonders seit 2000 wirtschaftliche Absichten vorherrschend. Diese tiefgreifende und komplexe Veränderung wird in seinem zeitlichen Ablauf übersichtlich dargestellt und an Beispielen anschaulich illustriert.
In einer historischen Rückschau zeigt der Text wie in den Jahren von 1949 bis 1978 das Durchbrechen der politischen Isolation der Volksrepublik Chinas, unter anderem durch die Hilfe der Entwicklungsländer, gelang und 1971 zur Anerkennung der Repräsentanz Chinas anstelle Taiwans führte. Die auf der Konferenz von Bandung 1955 vorgetragenen „fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz“ können exemplarisch für die Vorgehensweise Chinas stehen, wie sie Grimm und Hackenesch beschreiben: „Eine Präsentation der chinesischen Politik als Gegenentwurf zur westlichen Kooperation“, die unter anderem „den gegenseitigen Respekt für territoriale Integrität, Souveränität und die Nichteinmischung in innere Angelegenheiten“ betont. Die ideologische Solidarität, die beispielsweise Sambias Unabhängigkeit von den Häfen des südafrikanischen Apartheidregimes durch den Bau einer Bahnlinie nach Tansania (1970) unterstützte, soll nach dem Ende der Kulturrevolution und der wirtschaftspolitischen Öffnung jedoch eine zunehmend untergeordnete Rolle einnehmen. Nach einer Phase der Konzentration auf nationale Reformen und der Annährung an westliche Staaten zwischen 1978 und 1989, sollte sich China erst durch die Sanktionen aufgrund des Zwischenfalls vom 4. Juni wieder verstärkt der Kooperation mit Entwicklungsländern zuwenden, wenn auch unter veränderten Vorzeichen als bisher, nämlich unter dem Primat der Wirtschaftspolitik.
Spätestens seit dem Jahr 2000 finde ein massiver Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen nach dem Vorbild der traditionellen Handelsstrukturen zwischen dem Westen und der 3. Welt statt, China importiere aus ausgewählten Ländern Rohstoffe und exportiere verarbeitete Produkte, die Beziehungen dienen vorrangig dem stetig steigenden Rohstoffbedarf bzw. der Expansion der chinesischen Volkswirtschaft. Zur Schwierigkeit den selbst formulierten Prinzipen gerecht zu werden, gesellen sich durch die neu gewonnene Macht zudem hohe Erwartungen ordnungspolitischer Natur.
Grimm, Sven / Hackenesch, Christine „Chinas Kooperation mit Afrika und Lateinamerika“ in „Länderbericht China“. Hrsg. von Doris Fischer und Christoph Müller-Hofstede. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2014