Migranten werden in Deutschland recht ambivalent betrachtet, auf der einen Seite sind sie aus demographischen und kulturellen Gründen sehr erwünscht, aber auf der anderen Seite aus den gleichen Gründen häufig ebenso unerwünscht. Die Gruppe der Bürger mit chinesischem Hintergrund oder chinesischer Staatsbürgerschaft in Berlin ist recht klein und beträgt weniger als zehntausend Personen. In diesem Artikel soll die Situation der Chinesen in Deutschland kurz vorgestellt werden.
Chinesische Migration und Deutsche Geschichte sind eng verknüpft
Die Geschichte der Chinesen in Deutschland ist wechselvoll und reicht einige Jahrhunderte zurück. Die ersten Chinesen in Berlin sollen die beiden Brüder Yasheng und Yaxue Feng aus Guangzhou gewesen sein. Nachdem sie europäischen Boden erstmals 1823 in England betraten, waren sie kurz darauf bei einem Kaufmann in Berlin angestellt und dienten später unter Friedrich Wilhelm III. als Teemeister und Übersetzer, später wurden sie selbst Kaufleute in Potsdam. Zu Beginn soll die Erwartung an ihre Arbeitsmentalität sehr hoch gewesen sein, sich aber dann doch als der deutschen sehr ähnlich gezeigt haben.
Weitere Orientierungspunkte zur Geschichte der Migration von China nach Deutschland sind die großen Wendungen in der deutschen Historie. So ist auch die Dezimierung der kulturellen Vielfalt im fortschreitenden deutschen Nationalismus nicht an den chinesischen Einwanderern vorbeigegangen. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es noch eine zunehmende Anzahl von Chinesen, zu denen auch wohl situierte Studenten und Revolutionäre wie Sun Yatsen, Kang Youwei und Zhou Enlai gehörten, die im Verlauf der chinesischen Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen sollten. Der Großteil der Chinesen in Deutschland waren aber vor allem als einfache Arbeiter in den maritimen Handelsstädten wie Hamburg und Bremen beschäftigt.
Bis zum Zweiten Weltkrieg differenzierte sich die Beschäftigung der immer noch überwiegend männlichen Chinesen, die nun auch kleine Läden oder Wäschereien besaßen, und es bildeten sich von der damaligen Presse so genannte „Gelbe Quartiere“ mit jeweils 200 bis 300 Einwohnern in Hamburg und Berlin. Mit der zunehmenden Diskrimierung der Nationalsozialisten fand dies aber ein bitteres Ende, welches in der „Chinesenaktion“ der Hamburger Gestapo 1944 gipfelte, bei der 165 Chinesen verhaftet und in ein Arbeitslager deportiert wurden. Wie viele Chinesen zu dieser Zeit insgesamt verhaftet und ermordet wurden, ist nicht bekannt, bei dieser Aktion sollen 17 umgekommen sein.
In der nach Arbeitskräften verlangenden Nachkriegswirtschaft veränderte sich die Lage wieder deutlich zum positiven und die Anzahl der Chinesen in Deutschland nahm wieder zu. In der DDR kam es darüber hinaus bereits in den 1950ern zu einem regen Studentenaustausch und zur Gründung des sinologischen Seminars an der Humboldt-Universität in Berlin, die freundschaftlichen Beziehungen der Staaten hatten sich bis zum Mauerfall konstant vertieft.
Aktuelle Situation der Chinesen in Deutschland und Berlin
Heute sollen 150.000 Chinesen in Deutschland leben. Laut Zhou Daming lassen sich die verhältnismäßig wenigen 8000 Berliner Chinesen in vier Gruppen einteilen:
- Mehr als 1000 Studenten, von denen 550 an der Technischen Universität Berlin, 300 an der Freien Universität Berlin und 200 an der Humboldt Universität Berlin studieren
- Ehemalige Auslandsstudenten, die sich in Berlin niedergelassen haben
- Personen, die in chinesischen Unternehmen in Berlin arbeiten, z.B. in chinesischen Supermärkten oder Restaurants
- Personen, die mit Deutschen verheiratet sind oder mit ihren europäischen Ehepartnern in Berlin leben
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