Deutschland & China

Beziehungen, Institutionen und Regionen

Deutschland und China verbindet eine der wichtigsten strategischen Partnerschaften weltweit. Entdecken Sie die institutionellen Verbindungen, regionalen Kompetenzzentren und bewährten Kooperationsformen, die diese besondere Beziehung prägen.

Strategische Partnerschaft seit 1972

Deutschland und China verbindet eine der wichtigsten bilateralen Beziehungen weltweit – geprägt von wirtschaftlicher Verflechtung, wissenschaftlichem Austausch und kultureller Zusammenarbeit.

Diplomatische Tradition
Über 50 Jahre bewährte diplomatische Beziehungen
Wirtschaftliche Verflechtung
China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner
Regionale Vielfalt
Alle 16 Bundesländer pflegen eigene China-Beziehungen

Deutschland-China Beziehungen

Wirtschaftsbeziehungen

Deutschland ist Chinas wichtigster europäischer Handelspartner. Seit der Öffnung Chinas in den 1980ern haben sich intensive Wirtschaftsbeziehungen entwickelt, die heute alle Bundesländer prägen – von bayerischen Automotive-Kooperationen bis zu Hamburger Hafenlogistik.

Deutsche Ingenieurskunst trifft auf chinesische Skalierung – eine Partnerschaft, die beide Volkswirtschaften prägt.

Kultureller Austausch

Chinesische Studierende an deutschen Universitäten, Konfuzius-Institute, Städtepartnerschaften und kulturelle Zentren bilden ein dichtes Netzwerk des kulturellen und wissenschaftlichen Austauschs zwischen beiden Ländern.

Bildung und Kultur als Brücken für eine nachhaltige Partnerschaft.

Strategische Sektoren

Automotive
VW, BMW, Mercedes in China
Maschinenbau
Industrieausrüstung & Automation
Chemie & Pharma
BASF, Bayer, Merck
Technologie
KI, Digitalisierung, CleanTech

Deutsche Städtepartnerschaften mit China

AachenNingbo (1986)
AnsbachJingjiang (2004)
AugsburgJinan (2004)
Bad WildungenYichun (1988)
BerlinPeking (1994)
BochumXuzhou (1994)
BremenDalian (1985)
BremenGuangdong (2004)
BremenShenyang (2006)
ChemnitzTaiyuan (2004)
DinkelsbühlJingjiang (2004)
DortmundXian (1989)
DuisburgWuhan (1982)
DürenJinhua (2002)
DüsseldorfChongqing (2004)
ErfurtXuzhou (2005)
ErlangenShenzhen (1997)
Frankfurt am MainGuangzhou (1988)
FreisingWeifang (1987)
GießenWenzhou (2004)
GladbeckFushun (1988)
HamburgShanghai (1986)
KölnPeking (1987)
LeipzigNanjing (1988)
MannheimZhenjiang (2004)
Marbach am NeckarTongling (2005)
NeubrandenburgYangzhou (1998)
NürnbergShenzhen (1997)
OsnabrückHefei (2006)
PaderbornQingdao (2003)
PassauLiuzhou (1999)
RegensburgQingdao (2009)
RostockDalian (1988)
TrierXiamen (2010)
TroisdorfNantong (2004)

Regionale Schwerpunkte

Wirtschaftszentren

NRW: Industrie 4.0 & Logistik-Hub
Bayern: High-Tech & Automotive Excellence
Baden-Württemberg: Engineering & Innovation
Hessen: Finanzplatz & Luftverkehr

China-Kompetenzzentren

Frankfurt: Finanz- & RMB-Hub Europa
Hamburg: Handel & Maritime Wirtschaft
Düsseldorf: Asien-Pazifik Zentrum
Berlin: Politik, Diplomatie & Start-ups

Aufstrebende Regionen

Sachsen: Technologie & Forschung
Thüringen: Automotive & Optik
Schleswig-Holstein: Maritime & WindTech
Brandenburg: Logistik & Energie

Historische Perspektive: Chinesische Migration nach Deutschland

Die Geschichte der Chinesen in Deutschland reicht mehrere Jahrhunderte zurück und ist eng mit der wechselvollen deutschen Geschichte verknüpft. Die ersten dokumentierten chinesischen Einwohner waren die Brüder Yasheng und Yaxue Feng aus Guangzhou, die 1823 nach England kamen und kurz darauf in Berlin bei einem Kaufmann angestellt wurden. Später dienten sie unter Friedrich Wilhelm III. als Teemeister und Übersetzer und wurden schließlich selbst Kaufleute in Potsdam.

Frühes 20. Jahrhundert

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wuchs die Anzahl chinesischer Einwohner stetig. Darunter befanden sich einflussreiche Persönlichkeiten wie Sun Yatsen, Kang Youwei und Zhou Enlai – Revolutionäre und Denker, die später wichtige Rollen in der chinesischen Geschichte spielen sollten.

Der Großteil der chinesischen Bevölkerung arbeitete als einfache Arbeiter in den maritimen Handelsstädten Hamburg und Bremen. Es bildeten sich sogenannte „Gelbe Quartiere" mit jeweils 200 bis 300 Einwohnern in Hamburg und Berlin, wo Chinesen kleine Läden und Wäschereien betrieben.

Nationalsozialismus und Verfolgung

Mit der zunehmenden Diskriminierung durch die Nationalsozialisten fand diese frühe chinesische Präsenz ein bitteres Ende. Die „Chinesenaktion" der Hamburger Gestapo im Jahr 1944 war der tragische Höhepunkt: 165 Chinesen wurden verhaftet und in ein Arbeitslager deportiert, 17 von ihnen kamen dabei ums Leben.

Wie viele Chinesen insgesamt während der NS-Zeit verhaftet und ermordet wurden, ist nicht vollständig dokumentiert.

Nachkriegszeit und DDR

In der nach Arbeitskräften verlangenden Nachkriegswirtschaft veränderte sich die Lage deutlich. Die Anzahl der Chinesen in Deutschland nahm wieder zu. In der DDR kam es ab den 1950er Jahren zu einem regen Studentenaustausch und zur Gründung des sinologischen Seminars an der Humboldt-Universität in Berlin. Die freundschaftlichen Beziehungen vertieften sich bis zum Mauerfall konstant.

Chinesische Bevölkerung heute

Heute leben über 150.000 Chinesen in Deutschland. Die chinesische Bevölkerung lässt sich in vier Hauptgruppen einteilen:

  • Studierende: Chinesische Studierende an deutschen Universitäten (besonders in Berlin, München, Frankfurt, Hamburg)
  • Ehemalige Auslandsstudenten: Akademiker, die nach ihrem Studium in Deutschland geblieben sind
  • Unternehmensmitarbeiter: Personen, die in chinesischen Unternehmen, Supermärkten oder Restaurants in Deutschland arbeiten
  • Familien: Personen, die mit Deutschen oder europäischen Partnern verheiratet sind

Historische Perspektive: Deutschlands Bild in China

Die chinesische Wahrnehmung Deutschlands durchlief über anderthalb Jahrhunderte einen bemerkenswerten Wandel – von militärischer Bewunderung über ideologische Verbundenheit bis hin zur wirtschaftlichen Partnerschaft. Diese wechselvolle Geschichte spiegelt Chinas eigene Transformation wider.

Kaiserzeit: Militärische Bewunderung (1870–1918)

Der deutsch-französische Krieg 1870/71 lenkte Chinas Aufmerksamkeit auf das Deutsche Reich. Die militärische Stärke und preußische Tugenden – Disziplin, Fleiß, Vaterlandsliebe – wurden bewundert. Dies spiegelte sich in den gewählten Schriftzeichen wider: 德 (dé, "Tugend") und 意志 (yìzhì, "Wille").

Li Hongzhang, prominenter Diplomat und Reformer, charakterisierte Deutschland als Staat, in dem "die ganze Nation einheitlich handelt". Die autokratisch-konstitutionelle Ordnung und Bismarcks Reformen machten Deutschland zum Vorbild für chinesische Modernisierungsbestrebungen.

Die deutsch-chinesischen Beziehungen vertieften sich durch die deutsche Präsenz in Qingdao (青岛, Tsingtau) ab 1898. Die Stadt entwickelte sich mit europäischer Architektur, moderner Infrastruktur und deutscher Braukunst – Vermächtnisse, die bis heute sichtbar sind. Die 1903 gegründete Tsingtao-Brauerei ist heute eine der bekanntesten chinesischen Biermarken weltweit.

Zwischenkriegszeit: Differenzierung (1918–1945)

Nach dem Ersten Weltkrieg verband die beiden Länder die gemeinsame Erfahrung des Versailler Vertrags. Das Deutschlandbild differenzierte sich jedoch entlang politischer Linien: Kommunisten sahen Deutschland als Zentrum der revolutionären Arbeiterbewegung, liberale Konstitutionalisten bewunderten das parlamentarische System.

Gleichzeitig wuchs die Begeisterung für deutsche Wissenschaft, Literatur und Philosophie – eine kulturelle Wahrnehmung jenseits politischer Kategorien.

Kalter Krieg: Geteiltes Deutschland, geteilte Wahrnehmung (1949–1990)

Die Existenz zweier deutscher Staaten prägte die chinesische Perspektive fundamental. In den 1950er und 1960er Jahren galt die DDR als sozialistisches Bruderland und Heimstätte von Marx und Engels. Die Bundesrepublik wurde als reaktionärer Staat wahrgenommen.

Der chinesisch-sowjetische Konflikt der 1970er Jahre führte zu differenzierterer Betrachtung beider deutscher Staaten. Mit Chinas Öffnungspolitik der 1980er Jahre begann intensive Auseinandersetzung mit westdeutscher Wissenschaft, Technik und Kultur. Die erneute Annäherung an die DDR in den 1980ern machte deren Verschwinden 1990 umso bemerkenswerter.

Gegenwart: Wirtschaftspartnerschaft und kritische Distanz

Das wiedervereinigte Deutschland wird als hoch entwickeltes Industrieland und wichtiger Kooperationspartner geschätzt. Die politische Entwicklung wird mit großem Interesse verfolgt, wobei eine gewisse kritische Distanz bestehen bleibt. Die Beziehung basiert heute primär auf wirtschaftlicher Verflechtung, wissenschaftlichem Austausch und kulturellem Dialog.