Theo Sommer, Journalist und Historiker, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber der ZEIT, ist ein erfahrener Asien- und China-Experte. Seine erste Reise in die Volksrepublik China fand 1975 statt, als er im Rahmen eines Staatsbesuchs des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt Peking, Nanjing und Urumtschi besuchte.
Im Jahr 1979 folgte bereits die erste Veröffentlichung zum Thema China mit dem Buch „Die chinesische Karte“. Viele weitere Reisen und Veröffentlichungen später, erscheint das vorliegende Buch „China First – Die Welt auf dem Weg ins chinesische Jahrhundert“, das die Entwicklung Chinas nachvollzieht und seine Perspektive auf Chinas Gegenwart und Zukunft beschreibt.
China First ist in vier Teile gegliedert: „China erwacht“, „Wirtschaftliche Supermacht mit Plan“, „Chinas neue Weltpolitik“ und „Gefährliche Spannungsfelder“. Theo Sommers Einführung in das Buch deutet sein Fazit an, es schwankt zwischen den Polen einer großen Anerkennung für die transformativen Leistungen der Volksrepublik, und einer deutlichen Warnung vor dem Ehrgeiz der chinesischen Führung, die zwar Wohlstand für einen Großteil der Bevölkerung bringt, deren brutaler Durchsetzungswillen jedoch nicht nur die Freiheitsrechte der eigenen Bürger einschränkt, sondern auch eine große Herausforderung und Konkurrenz für den Rest der Welt und insbesondere auch Europa bedeutet.
Statt nur „China first“, plädiert Theo Sommer für eine ausgewogene Balance der Mächte, die auf „Together first“ setzt.
Mit dem häufig zitierten Bonmot, dass „wenn China erwacht, die Welt zittern wird“, eröffnet Theo Sommer seine Beschreibung von „Chinas beispiellosem Wirtschaftsaufstieg“. Auch wenn dieses Zittern noch nicht fühlbar sei, werden in der Betrachtung von Chinas aktueller Ökonomie die Unterschiede zu seiner ersten Reise besonders deutlich: „Das Land ist nicht mehr im Entferntesten zu vergleichen mit dem ärmlichen, rückständigen, grau in grau vor sich hindämmernden China, das ich 1975 kennengelernt habe.“
China First vereint gut recherchierte Fakten und unterhaltsam vorgetragene Schlussfolgerungen zur Lage von China im Innen- und Außenverhältnis mit interessanten Beobachtungen aus dem reichen persönlichen Erfahrungsschatz von Theo Sommer. So berichtet er etwa von einem Gespräch zwischen Helmut Schmidt und Deng Xiaoping, bei dem er persönlich anwesend war. Schmidt sagte: „Ihr nennt euch Kommunisten, aber in Wirklichkeit seid ihr Konfuzianer“, woraufhin Deng lediglich geantwortet haben soll „Na und?“ Sommer beschreibt, dass der Patriotismus, inklusive der mehrere Jahrtausend alten kaiserlichen Kulturgeschichte, Chinas neue politische Ideologie sei, „die Kommunistische Partei ist nicht länger die Speerspitze der proletarischen Revolution, sondern vielmehr die Kraft, die China erneuert und der Volksrepublik die ihr gebührende Stellung als Weltmacht verschafft.“
Rezensionen & Kritik zu „China First“
- Matthias Iken, Interview mit Theo Sommer und Rezension: „China schickt keine Soldaten, sondern Ingenieure – Der Journalist Theo Sommer über Chinas Aufstieg – dieser ist in der Geschichte einzigartig und schürt Konflikte mit den USA“, Hamburger Abendblatt
- Lea Deuber, Rezension: „Seidenstraße und Autobahnraststätten – Theo Sommer hat ein halbgares Buch über Pekings Machtstreben geschrieben“, Süddeutsche Zeitung
- Ulrich Timm, Interview mit Theo Sommer auf der Leipziger Buchmesse, tagesschau24