Bruce Lee

李小龍

SchauspielerKampfkünstlerFilmemacherPhilosoph
Geboren:27.11.1940San Francisco, USA
Gestorben:20.07.1973Hongkong
Nationalität:Chinesisch-Amerikanisch

Begründer des Jeet Kune Do und der erste globale chinesische Filmstar. In nur vier Jahren revolutionierte er das Actionkino und machte asiatische Kampfkunst weltweit populär. Seine Philosophie vom formlosen Kampf und seine elektrisierende Bildschirmpräsenz prägten Generationen von Kampfsportlern und Filmemachern. Sein früher Tod 1973 verwandelte ihn in eine kulturelle Ikone des 20. Jahrhunderts.

Kindheit zwischen zwei Welten

Lee Jun-fan wurde am 27. November 1940 in San Francisco geboren, während sein Vater, der kantonesische Opernstar Lee Hoi-chuen, mit seiner Truppe durch Nordamerika tourte. Die Geburt auf amerikanischem Boden sicherte ihm die US-Staatsbürgerschaft, doch bereits im April 1941 kehrte die Familie nach Hongkong zurück. Seine Mutter Grace Ho entstammte einer der wohlhabendsten Eurasier-Familien Hongkongs, den Ho-tungs. Der Junge wuchs in der Kowloon-Halbinsel auf, erlebte die japanische Besatzung und wurde früh mit dem Filmgeschäft vertraut. Bereits als Säugling stand er vor der Kamera, mit sieben Jahren übte er mit seinem Vater Tai Chi, mit neun spielte er seine erste größere Filmrolle. Bis zu seinem 18. Lebensjahr wirkte er in zwanzig kantonesischen Produktionen mit. Parallel zu seiner Kinderkarriere entwickelte sich der schmächtige Jugendliche zum Straßenkämpfer. Die überfüllten, von Ganggewalt geprägten Viertel Hongkongs wurden sein Übungsfeld. Nach einer besonders harten Auseinandersetzung, bei der er einem Kontrahenten einen Zahn ausschlug, schickten ihn seine Eltern 1959 zurück in die USA.

Seattle und die Entwicklung einer Kampfkunstphilosophie

In Seattle lebte Lee zunächst bei Familienfreunden, arbeitete als Kellner im Restaurant von Ruby Chow und holte seinen Schulabschluss nach. 1961 schrieb er sich an der University of Washington ein. Offiziell studierte er Drama, doch seine wahren Interessen galten Philosophie und Psychologie. Parallel dazu begann er, Kampfkunst zu unterrichten. Was er lehrte, nannte er Jun Fan Gung Fu, seine persönliche Interpretation des Wing Chun, das er in Hongkong bei Ip Man erlernt hatte. Seine Schülergruppe war bemerkenswert divers für die damalige Zeit und überwand rassische Grenzen, die in den chinesischen Kampfkunstschulen sonst strikt eingehalten wurden. In Oakland, wo er 1964 sein zweites Studio eröffnete, kam es zur entscheidenden Konfrontation mit Wong Jack-man. Der Kampf dauerte nach unterschiedlichen Quellen zwischen drei und zwanzig Minuten. Lee gewann, doch er war mit seiner eigenen Leistung unzufrieden. Das Wing Chun erschien ihm plötzlich zu starr, zu formalistisch für die Realität eines echten Kampfes. Diese Erkenntnis wurde zum Ausgangspunkt seiner eigenen Kampfkunstphilosophie: Jeet Kune Do, der Weg der abfangenden Faust. Es war kein Stil, sondern das Prinzip der Stillosigkeit selbst. Lee integrierte Elemente aus Fechten, Boxen, Ringen und verschiedenen asiatischen Kampfkünsten zu einem anpassungsfähigen, effizienzorientierten System.

Hollywood, Frustration und Rückkehr nach Hongkong

Lees Demonstration beim Long Beach International Karate Championship 1964 brachte ihn ins Visier Hollywoods. Produzent William Dozier engagierte ihn für die Fernsehserie The Green Hornet, in der Lee 1966 und 1967 die Rolle des Kato spielte. Die Serie wurde nach einer Staffel abgesetzt, doch Lee hatte erstmals ein amerikanisches Massenpublikum erreicht. Seine Kampfszenen waren so schnell, dass er sie für die Kamera verlangsamen musste. Doch der Durchbruch blieb aus. Rollen wurden ihm verweigert oder an weiße Darsteller vergeben. Die Serie Kung Fu, die auf seiner eigenen Idee basierte, ging an David Carradine. Frustriert von der Diskriminierung kehrte Lee 1971 nach Hongkong zurück, ohne zu ahnen, dass The Green Hornet dort inoffiziell als The Kato Show ausgestrahlt wurde und ihn zum Star gemacht hatte. Golden Harvest bot ihm die Hauptrolle in The Big Boss an. Der Film wurde 1971 zum größten Kinoerfolg in der Geschichte Hongkongs. Es folgten Fist of Fury und The Way of the Dragon, bei dem Lee erstmals volle kreative Kontrolle als Regisseur, Drehbuchautor und Choreograf hatte. Seine Kämpfe waren anders: realistischer, schneller, kompromissloser. 1973 drehte er Enter the Dragon, die erste amerikanisch-hongkong Ko-Produktion. Der Film sollte ihn endgültig zum Weltstar machen.

Tod und Vermächtnis

Am 20. Juli 1973, sechs Tage vor der Premiere von Enter the Dragon, kollabierte Bruce Lee im Apartment der Schauspielerin Betty Ting. Er war 32 Jahre alt. Die Obduktion ergab ein Hirnödem. Der britische Pathologe Donald Teare führte den Tod auf eine allergische Reaktion auf das Schmerzmittel Equagesic zurück. Das Gerichtsverfahren sprach von einem Tod durch Unfall. Doch die Umstände blieben mysteriös genug, um Gerüchte, Verschwörungstheorien und Legenden zu nähren. Spätere medizinische Studien diskutierten Hitzschlag, Hyponatriämie oder epileptische Anfälle als mögliche Todesursachen. Sein Begräbnis in Seattle wurde zu einer Trauerfeier mit Tausenden von Menschen. Auf dem Lake View Cemetery trugen Steve McQueen, James Coburn und seine Schüler den Sarg. Enter the Dragon spielte weltweit über 400 Millionen Dollar ein und löste einen globalen Kung-Fu-Boom aus. Lees Einfluss reichte weit über das Kino hinaus. Mixed Martial Arts-Pioniere wie Dana White nennen ihn den Vater der MMA. Boxer wie Muhammad Ali ließen sich von ihm trainieren. Seine Philosophie vom anpassungsfähigen Kämpfer ohne festen Stil beeinflusste Generationen von Athleten. Kulturell durchbrach er asiatische Stereotype im westlichen Kino und wurde zur Identifikationsfigur für Minderheiten weltweit. Sein Sohn Brandon, ebenfalls Schauspieler, starb 1993 bei einem tragischen Unfall am Filmset. Er liegt neben seinem Vater auf dem Lake View Cemetery begraben.

Philosophie und kulturelle Bedeutung

Bruce Lee verstand sich selbst als Philosoph, der seine Gedanken durch Kampfkunst ausdrückte. Beeinflusst von Daoismus, Zen-Buddhismus und westlichen Denkern wie Jiddu Krishnamurti, entwickelte er eine pragmatische Lebensphilosophie. Sein berühmtestes Zitat, 'Be water, my friend', bringt seine Überzeugung auf den Punkt: Anpassungsfähigkeit als höchste Tugend, Form als Einschränkung, Fluss als Ideal. Er war Atheist, las Platon, Descartes und Laozi, schrieb Gedichte und führte ein intensives intellektuelles Leben neben seinem körperlichen Training. Sein Fitnessprogramm war für die 1970er Jahre revolutionär: Krafttraining, Ausdauer, Flexibilität und Ernährungswissenschaft wurden systematisch integriert. Er vermied raffinierten Zucker und Weißmehl, experimentierte mit Proteinshakes und Nahrungsergänzung. Seine Notizen und Trainingspläne wurden posthum veröffentlicht und prägten die Fitnesskultur nachhaltig. Die Popkultur des 20. und 21. Jahrhunderts ist durchzogen von Bruce-Lee-Referenzen. Manga wie Fist of the North Star und Dragon Ball, Videospiele wie Street Fighter, die Entwicklung von Breakdance und Parkour, selbst Comicfiguren wie Shang-Chi verdanken ihm ihre Existenz. In Frankreich nennen ihn die Parkour-Begründer Yamakasi den 'inoffiziellen Präsidenten' ihrer Bewegung. Seine Filme spielen bis heute weltweit Millionen ein. Die chinesische Fernsehserie The Legend of Bruce Lee erreichte 2008 über 400 Millionen Zuschauer. Statuen stehen in Hongkong, Los Angeles und im bosnischen Mostar, wo er als Symbol der Einheit verehrt wird. 2024 wurde vorgeschlagen, eine Bruce-Lee-Statue in seiner Geburtsstadt San Francisco zu errichten. Über fünfzig Jahre nach seinem Tod bleibt Bruce Lee eine der einflussreichsten kulturellen Figuren des 20. Jahrhunderts.